DAS ZENTRUM DES THEATER DER UNTERDRÜCKTEN - CENTRO DE TEATRO DO OPRIMIDO - CTO-RIO 1986 - Stand 1999

 


CTO-RIO CENTRO DE TEATRO DO OPRIMIDO - CTO-RIO

DAS ZENTRUM DES THEATER DER UNTERDRÜCKTEN IST EINE KULTURELLE ORGANISATION OHNE KOMMERZIELLE ZIELE UND ARBEITET FÜR DIE VERBREITUNG DES THEATERS DER UNTERDRÜCKTEN IN BRASILIEN UND FÜR DIE DEMOKRATISIERUNG DER KULTUR. 

SIE WIRD GELEITET VOM THEATERMACHER AUGUSTO BOAL.


EIN WESEN WIRD MENSCH, WENN ES THEATER ENTDECKT’ AUGUSTO BOAL

Bild: Das CTO-Team vor der Fábrica de Teatro Popular: Geo Britto, Helen Sarapeck,
Augusto Boal, Claudete Felix, Olivar Bendelak und Bárbara Santos

AUGUSTO BOAL

Theatermacher, Dramaturg, Regisseur und Schriftsteller. Augusto Boal wurde in Penha, einem Vorort Rio de Janeiros, geboren und international bekannt durch die Entwicklung seiner Methoden des Theaters der Unterdrückten. 

Boal leitete das Teatro de Arena in São Paulo von 1956 bis ins Jahr 1971, in dem er verhaftet, gefoltert und zur Emigration gezwungen wurde. Im Exil verbreitete er die Ideen des Theaters der Unterdrückten weltweit. 

Er hat über 20 Bücher veröffentlicht, darunter Romane, Theaterstücke und theoretische Texte, die in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurden. Boal hat zahlreiche nationale und internationale Auszeichungen erhalten und ist heute der künstlerische Leiter des CTO-Rio.

DAS TEAM

Das Team des CTO-Rio setzt sich aus den folgenden Jokern (Curingas) zusammen: 

Bárbara Santos, Claudete Felix, Geo Britto, Helen Sarapeck und Olivar Bendelak, die für den Aufbau von Theatergruppen aus marginalisierten Bevölkerungsschichten, Vermittlung von Methoden des Theaters der Unterdrückten sowie für die künstlerische und dramaturgische Leitung der Arbeit in den Gruppen verantwortlich sind.

THEATER DER UNTERDRÜCKTEN

Das Theater der Unterdrückten umfaßt eine Vielzahl von Übungen, Spielen und Theatertechniken mit dem Ziel, dem Theater eine neue Dimension zu verleihen und es in ein Instrument zum Verständnis und zur Suche nach Lösungsmöglichkeiten für soziale und zwischenmenschliche Probleme zu verwandeln. 

Seine pädagogischen, sozialen, kulturellen, politischen und therapeutischen Bestandteile zielen auf die Transformation des/der ZuschauerIn (ein passives Wesen) in die/den ProtagonistIn der dramatischen Handlung (kreatives Subjekt). 

Es regt an zur Reflexion der Vergangenheit, zur Transformation der gegenwärtigen Realität und zur Erfindung der Zukunft. 

Das CTO-Rio bietet Kurse und Workshops inner- und außerhalb von Rio in den folgenden Techniken an: Forumtheater, Bildertheater, Zeitungstheater, Unsichtbares Theater und Regenbogen der Wünsche.

GESCHICHTE DES CTO-RIO

1986/87

Fábrica de Teatro Popular. Ausbildung von MultiplikatorInnen mit Forumtheateraufführungen in den Cieps (progressive staatliche Schulen) Rio de Janeiros.

1990/91

Land und Demokratie - Aktivitäten mit Betinho und IBASE (kritisches sozialwissenschaftliches Institut) im Einsatz für eine Agrarreform.

1992

500 Jahre Kolonisation Amerikas. Austauschprojekt Brasilien-Deutschland. Workshops und Aufführungen in Hamburg, Mainz, Berlin und Frankfurt.

1993-96

  • Projekt Legislatives Theater, entwickelt in Rio de Janeiro vom damaligen Stadtverordneten Augusto Boal und dem CTO-Rio.

  • Siebtes Internationales Festival des Theaters der Unterdrückten (Produktion und Partizipation) im Kulturzentrum des Banco do Brasil. Teilnahme von mehr als 30 internationalen und 15 brasilianischen Gruppen.

1997

Achtes Internationales Festival des Theaters der Unterdrückten in Toronto/Kanada.

1998

  • XI. Internationales Festival des Experimentellen Theaters in Kairo/Ägypten.

  • Mãos à Arte‘: Projekt zur Ausbildung in Theatertechnik (Beleuchtung: Aurélio Simoni, Kostüm: Biza Vianna, Bühnenbild: José Diaz).

1999

  • Internationales Seminar ‘Die Szene verändern - Theater für soziale Entwicklung’, gemeinsam mit dem British Council, der Universität von London und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen.

  • Wiederaufnahme des Projekts Legislatives Theater mit Unterstützung der Ford-Stiftung. (outra página:)

ZENTRUM THEATER DER UNTERDRÜCKTEN (Título)

TEATRO POPULAR (deixa em português, em alemão não existe nenhuma tradução que não ou soa estranha ou lembra do nacionalismo)

THEATER UND PARTIZIPATION

Das CTO-Rio hat sich spezialisiert auf die Einführung theatraler Techniken in Programme progressiver Regierungen zur politischen Partizipation. 

In der Präfektur der Stadt Santo André (im Bundesstaat São Paulo) hat das CTO-Rio die ‘Gruppe Theater der Unterdrückten’ (GTO-Santo André) aufgebaut und ausgebildet, deren Mitglieder wiederum in den Stadtteilen Theatergruppen aufbauen, in Verbindung mit den Programmen ‘Öffentliche Stunden der Bürgerrechte’ und ‘Partizipativer Haushalt’. 

Der Präfektur von Porto Alegre half Theater der Unterdrückten beim Aufbau von Theatergruppen im Rahmen des Programms ‘Dezentralisierung der Kultur’. 

Das CTO-Rio bietet Beratung und Qualifizierung von Multiplikator*innen in den Methoden des Theaters der Unterdrückten für Partizipationsprogramme an.

LEGISLATIVES THEATER

Von 1993 bis 1996 realisierte Augusto Boal, damals Stadtverordneter der PT (Arbeiterpartei), gemeinsam mit dem Team des CTO-Rio die Konkretisierung der wohl gewagtesten Erfahrung politischen Theaters: das Legislative Theater. 

Eine politisch-theatrale Erfahrung der Interaktion zwischen Theatergruppen aus marginalisierten Bevölkerungsschichten und ihren Bürgerrechten, aus der 34 Gesetzesprojekte und 13 Stadtgesetze entstanden - und die feste Überzeugung, dass es möglich ist, Politik mit den Mitteln des Theaters zu demokratisieren. 

Seit 1998 wird das Projekt mit der Unterstützung der Ford-Stiftung fortgesetzt und seit damals werden in der Stadt neue Gruppen aufgebaut. 

Die Herausforderung: Gesetzesvorschläge ohne den Gesetzgeber zu formulieren, aber mit der Unterstützung der Gruppe ‘Forum des partizipativen Haushalts’ und anderer Institutionen der Zivilgesellschaft.

AUFFÜHRUNGEN

Das CTO-Rio hat ein eigenes Ensemble, erfahren in der Erarbeitung von Stücken des Theaters der Unterdrückten mit sozialen Themen, die es in einer verspielten und didaktischen Weise aufführt, mithilfe eines effizienten Kommunikationsmittels: des Forumtheaters. 

Die Aufführungen des CTO-Rio haben schon an den unterschiedlichsten Orten stattgefunden, vom Strand von Ipanema bis Bangu, von São Paulo bis Ägypten, von São João Del Rei bis nach Kanada. 

Sie waren Teil von Bewusstwerdungs-Kampagnen, öffentlichen Debatten und Internationalen Festivals.

Das Ensemble ist offen für Vorschläge zur Erarbeitung, Produktion und Aufführung von Forumtheater-Stücken.

THEATER DER UNTERDRÜCKTEN WELTWEIT

Das Theater der Unterdrückten ist eine der weltweit am meisten angewandten Theatermethoden. Heute gibt es Dutzende von Gruppen und Zentren des Theater der Unterdrückten, die sich auf über 50 Länder verteilen. 

Das CTO-Rio ist die einzige lateinamerikanische Institution, die ein von der UNESCO finanziertes Praktikum organisiert (Bourses Pour Artistes UNESCO - ASCHBERG). 

Zusätzlich empfängt das CTO jährlich zahlreiche brasilianische und internationale PraktikantInnen.

FÁBRICA DE TEATRO POPULAR (deixa em português)

Dem CTO-Rio steht ein großes Haus in der Avenida Mem de Sá, 31, in Lapa, zur Verfügung, in dem die Fábrica de Teatro Popular eingerichtet werden wird. 

In ihr wird ein Forschungszentrum für Dramaturgie, Darstellung und Ästhetik von Theateraufführungen enstehen. 

Es wird dort Raum für Musik, Video, Ausstellungen und die unterschiedlichsten kulturellen Veranstaltungen geben.

Das Team ist auf der Suche nach Unterstützung für die Renovierung des Gebäudes.

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